Menschen in Organisationen
Menschen, die im Mittelpunkt ihrer Organisation stehen, die begeistert, persönlich eingebunden und emotional involviert sind – das ist der Traum vieler Organisationsgestalter:innen. Was fantastisch klingt, wird im organisationalen Alltag jedoch zu einer Belastung für alle Beteiligten. Wie kommt es dazu?
Spannungsfelder für Menschen in Organisationen
Die Grenze zwischen Arbeit und Privatem und die Frage, wie viel persönliche Erfüllung man in seinem Erwerb findet, beschäftigt Menschen in Organisationen, seit sie zwischen Mitglied sein oder nicht sein wählen können. Wie stark engagiere ich mich? Wie weit lasse ich meine Kolleg:innen an meinem Leben teilhaben? Wie wichtig ist mir die Trennung zwischen Arbeit als Lohnerwerb und persönlichen Träumen und Zielen? Diese Fragen scheinen alltäglich – Phrasen wie „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“ haben das dahinterliegende Spannungsfeld jedoch banalisiert.
„Menschen in Organisationen“ fühlt sich zwar wie eine Selbstverständlichkeit an, ist aber eine „Elefant im Porzellanladen“-Situation.
Die Verhandlung der Grenze zwischen persönlichen und rollenbedingten Erwartungen ist ein häufiges, aber dennoch unterschätztes Problem. Dabei konfligiert der in aktuellen Managementdiskursen häufig artikulierte Wunsch, den „ganzen Menschen“ mit all seinen Facetten in den Mittelpunkt der Organisation zu stellen, mit dem Umstand, dass ein Großteil der Menschlichkeit ihrer Mitglieder die Organisation gar nichts angeht.
Der Zugriff auf den Menschen wird über die Mitgliedschaftsbedingungen der Organisation geregelt. Sie definiert bestimmte Erwartungen, die einzuhalten sind. Dadurch, dass eine Organisation sagt, was für sie wichtig ist, signalisiert sie im Umkehrschluss auch, was sie nichts angeht.
An dieser Grenze kommt es im organisationalen Alltag immer wieder zu Zusammenstößen. Mal wird persönlich zugerechnet, was eigentlich aus einer dienstlichen Verpflichtung heraus gesagt oder getan wird, mal wird die Mitgliedschaftsrolle so weit ausgedehnt, dass sie die Person dahinter vollständig schluckt. „Menschen in Organisationen“ fühlt sich also an wie eine Selbstverständlichkeit. Doch ist es im Kern eine „Elefant im Porzellanladen“-Situation, in der jeder Zeit zwischen persönlichen und rollenbedingten Erwartungen etwas zu Bruch gehen kann.
Die Humanisierung der Organisation
Ein Beitrag zur Zukunft des Organisierens
Das Leben in Organisationen wird leichter, wenn man ihre Eigengesetzlichkeiten durchschaut und weiß, was sie von ihren Mitgliedern erwarten darf - und was nicht. Zu den Missverständnissen, die das Dasein in Organisationen unnötig schwer machen, gehört die Annahme, Kern und Kernproblem einer Organisation seien die Menschen, die in ihr arbeiten. Diese Unterstellung macht den Einzelnen zum Puffer, der jedes Organisationsversagen auffangen muss. An dieser Aufgabe kann man nur scheitern. Statt das Verhalten des Einzelnen heroisch zu glorifizieren oder therapeutisch zu problematisieren, richten die Autor:innen den Blick auf die Verhältnisse, in denen sich dieses Verhalten abspielt.
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